Diskussion mit MAXIMILIAN MOSER

Maximilian Moser ist Physiologe und Chronomediziner an der Medizinischen Universität Graz.

Maximilian Moser thematisiert ebenfalls die Zeitsouveränität. Diese hat mit unserer Stellung in der Gesellschaft zu tun. Die Menschen bekommen umso mehr stressbedingte Krankheiten, desto weiter unten sie in der gesellschaftlichen Hierarchie stehen, so die These Mosers. Dabei ist der entscheidende Faktor, wie viel Zeitsouveränität wir haben. Menschen, die in der Hierarchie weiter unten situiert sind, haben gleichsam auch weniger Zeitsouveränität. Diese war, so führt er weiter aus, immer den Menschen in leitenden Positionen vorbehalten: früher dem Adel, jetzt den Pragmatisierten an Universitäten etc.

Heute haben wir primär ein physikalisches Verständnis der Zeit, nämlich ein lineares. In früheren Kulturen war das zyklisches Verständnis dominant, sodass beispielsweise eine jede immer wiederkehrende Jahreszeit gefeiert wurde. Sein Lösungsvorschlag für eine neue Zeitkultur besteht in der Schaffung eines neuen Zyklus: Wir müssen wieder mehr Zyklus in unser Leben bringen, die Zeit zyklisch leben. Nach dem Frühling kommt der Sommer, dann der Spätsommer und schließlich der Herbst – diese zyklische Vorstellung bietet ein gewisses Maß an Sicherheit. Zwischendurch ist dabei wichtig, ein Resümee zu ziehen und sich bewusst zu machen, was geschehen ist.
    
In Bezug auf den Menschen gibt es zwei Typen hinsichtlich des Zeitrhythmus: Es gibt Morgenmenschen, sogenannte „Lärchen“, und es gibt Nachtmenschen, die „Eulen“. Auch zieht Moser den Vergleich zur Maschine: „Beim Menschen ist es wie beim Auto; wenn man mit hoher Drehzahl fährt, kommt das Ende früher.“ Unser Herz sollte daher langsam schlagen, wobei es auch auf die Qualität des Herzschlages ankommt – das Herz soll „tanzen“, so Moser. Wenn die Zeit richtig eingesetzt wird, nämlich so, wie es dem Rhythmus entspricht, kann tatsächlich auch Zeit gespart werden.

Donnerstag, 05. Mai 2011