Diskussion mit MARTIN FRITZ

Martin Fritz ist Kurator, Berater und Publizist.

Martin Fritz betont, dass es bestimmte Vorstellungen des ländlichen Raumes, d.h. den typischen sozialen Kontakt in der Realität kaum noch gibt. Viele ländliche Aspekte müssen laut Fritz neu diskutiert werden – und zwar unter dem Gesichtspunkt der Mobilität. Er stellt fest, dass die ländliche Bevölkerung gegenüber der städtischen Vorteile in puncto Mobilität hat: „Man lebt in Wirklichkeit am Land eher im Lebensstil von Menschen in Los Angeles.“ Fritz führt dabei das Stichwort Pendeln an und konstatiert, dass dies nicht nur Zwangsmobilität sein muss, sondern dass Pendeln auch genossen werden kann: Es besteht die Möglichkeit, nach der Arbeit am Hauptbahnhof zu shoppen oder ähnliches. Hierbei gibt es Po­tentiale, die zu wenig diskutiert werden.

Bezüglich der Bevölkerung und ihrer Potentiale betont Fritz, dass es illusorisch ist, Leute mit großen Talenten zum Verbleiben in der ländlichen Region zu bewegen. Das betrifft auch den Kunstsektor. Rund um Kunst- und Kulturinitiativen organisieren sich bereits Menschen und Faktoren, die Innovationsträger sein können und so die Region beleben. Laut Fritz ist der ländliche Raum mittlerweile hochgradig von Künstlern durchwachsen, die ihn als Lebensraum nutzen. Der wichtigste Drang von Kunst ist jedoch der Drang an die Öffentlichkeit – sie schafft Räume, in denen sich die Gesellschaft verständigen kann. Für ihn gehört zur Veredelung des ländlichen Raumes Entschleunigung, Spitzengastronomie und Genuss.

Freitag, 06. Mai 2011