Diskussion mit MARGIT NÖHRER

Margit Nöhrer ist Projektmanagerin, Bäuerin und Beraterin, unter anderem für das Stadtmuseum Hartberg zum Thema „Esskultur“.

Margit Nöhrer stellt fest, dass sie gerne kocht und isst. Kochen kann viel Zeit in Anspruch nehmen, dennoch auch schnell gehen. Sie selbst sieht sich als langsame Esserin: Wenn keine Zeit dafür bleibt, verzichtet sie lieber. Als Bäuerin lebt sie bewusst auf dem Land, nachdem sie 14 Jahre lang in Wien gelebt hat. Aus dieser Sicht konstatiert sie einen Rückschritt: „Mit dem Feuer begann man damit, mehr Zeitaufwand ins Kochen und Essen zu investieren. Vorher sind die Menschen herumgestreift und haben ein paar Beeren und Wurzeln gegessen, wenn sie ihnen untergekommen sind. Das war ein ganz anderer Zugang. Dann kam Feuer, soziales Gefüge. Es wurde getafelt und nicht mehr gegessen. Haben wir nicht einen großen Rückschritt gemacht, wenn wir das Essen nehmen, wo es uns unterkommt? Wir essen im Gehen, im Stehen, wie es gerade notwendig ist. Das kann man als Rückschritt in die Steinzeit sehen.“
    
In der Hartberger Ausstellung zeigt Nöhrer verschiedene Zugänge zum Thema Essen – auch solche, die mit negativen Aspekten verbunden sind. Dabei möchte sie jedoch nicht belehrend wirken, da auch sie hin und wieder zu schnellen Gerichten greift. Auch schließt sie an das Thema Kinder und Kochen an. Sie fordert, Kinder so früh wie möglich in den Kochprozess einzubinden. Kinder sollen zusehen, ein wenig mitmachen und einfach erleben, wie gekocht wird. Essentiell ist das Mitmachen und Mitgestalten; es hilft nichts, den Kindern zu sagen, dass sie sich bewusst ernähren sollen, so Nöhrer.

Worauf es auf jeden Fall ankommt, ist ein eigenes Essbewusstsein: Wir müssen es schaffen, eine gesunde, bewusste Ernährung im Alltag einzuplanen und diese zu verankern. Dabei spielt es keine Rolle, wann gekocht wird – ob mittags oder abends, ist nicht relevant. Wichtig ist auch, auf den eigenen Körper zu hören und herauszufinden, was ihm guttut. Es bedeutet nämlich auch Lebensfreude, zu kochen, zu genießen und dem Körper etwas Gutes zu tun. Dabei kann auch die Familie miteinbezogen werden. Nöhrer gibt jedoch zu, dass dies nicht sieben Tage die Woche umgesetzt werden kann: „Aber wenn man sich einen Tag nimmt und das bewusst angeht, hat man sehr viel an Lebensfreude gewonnen.“

Samstag, 07. Mai 2011