Diskussion mit DAN JAKUBOWICZ

Dan Jakubowicz ist HTL-Lehrer im Ruhestand und seit vielen Jahren Mitarbeiter bei SOL (Menschen für Solidarität, Ökologie und Lebensstil). Er engagiert sich dabei in diversen Projekten mit den Themenschwerpunkten nachhaltige Lebensstile und Suffizienzondern auch die eigene Lebensqualität zu verbessern.

Dan Jakubowicz findet Empörung gut und auch wichtig, räumt jedoch gleichzeitig eine gewisse Angst vor Menschen ein, die sich aus einem diffusen Gefühl der Benachteiligung heraus empören, ohne Zusammenhänge wahrzunehmen. Als Beispiel führt er das Dritte Reich an, das auch aus einer Empörung heraus entstanden ist und somit belegt, dass nicht jede Empörung gut und richtig sein muss. Wichtig ist, den Grund der Empörung und das, was verändert werden soll, zu hinterfragen: Ist es denn gut?

Was Jakubowicz empört, ist die Tatsache, dass unzählige Menschen auf der Welt in unfassbarer Not leben müssen. Er führt ein Beispiel an, wonach Menschen in bestimmten Regionen Afrikas eine Lebenserwartung von lediglich 40 bis 45 Jahre haben. Er empört sich, dass dagegen so wenig passiert und dass Österreich nur 0,7% des BIP für Entwicklungszu­sammenarbeit ausgibt.

Er selbst engagiert sich im Verein SOL, der verschiedene Projekte verfolgt, Regionalgruppen hat und eine Zeitschrift herausgibt. SOL fördert keine konkreten Projekte, sondern die Bewusstseinsbildung durch Publikationen und Veranstaltungen. Die Kernaussage der derzeitigen Kampagne lautet: „Ich habe genug!“ Hauptaugenmerk liegt also auf dem Bereich der Suffizienz. Die Nachhaltigkeit bei SOL soll vor allem durch persönliches Engagement erreicht werden. Dies wiederum verändert die wirtschaftlichen wie politischen Rahmenbedingungen. Es reicht nicht, nur von der Politik Neues zu fordern und selbst wie gewohnt weiterzuleben. Andererseits ist es auch nicht genug, nur auf sich selbst und nicht auch auf die Politik zu achten.

Hinsichtlich der Kritik an der ideologischen Voreingenommenheit der österreichischen Politik betont Jakubowicz, dass Ideologie seiner Meinung nach notwendig ist. Es gibt die Wachstumsideologie, die uns seit Jahrzehnten verfolgt und uns in die Sackgasse führt; daher darf es auch eine entgegengesetzte Ideologie geben, zum Beispiel jene der ökologischen Nachhaltigkeit. In einer freien Gesellschaft gibt es eine Vielzahl an Ideologien und Zusammenschlüssen, die eine Idee als gemeinsames Merkmal tragen. Daher sieht er eine gewisse Notwendigkeit in der ideologischen Färbung der österreichischen Parteienlandschaft und erachtet es als essentiell, die Politikverdrossenheit einzudämmen, indem man Missstände beseitigt. Zusätzlich wäre es wichtig, dass ein Trialog, zwischen den BürgerInnen, politischen Parteien und der Zivilgesellschaft entsteht.

Samstag, 17. Mai 2014