Diskussion mit JOSEF RIEGLER

Josef Riegler absolvierte ein Studium an der Universität für Bodenkultur in Wien und war von 1972 bis 1992 aktiver Politiker. 1992 gründete er das Ökosoziale Forum Österreich und 2001 das Ökosoziale Forum Europa. Darüber hinaus ist er Mitbegründer des Projektes „Global Marshall Plan für eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft“, Präsident von „Nova Europa“ sowie Ehrenpräsident des Ökosozialen Forum Österreich und des Ökosozialen Forum Europa.

Ein starker Impuls für seine Beschäftigung mit dem Thema kam 1972 mit dem ersten Bericht des Club of Rome „Grenzen des Wachstums“. Dabei kam es zu einem globalen Paradigmenwechsel im Denken und zur Erkenntnis, dass wir in keiner unendlichen Welt leben, sondern Grenzen haben. 1987 nahm er als Landwirtschaftsminister zum ersten Mal den Gedanken der Gleichrangigkeit von wirtschaftlicher Leistung, sozialer Verantwortung und ökologischer Nachhaltigkeit auf und formulierte ihn zu seinem Programm um. Dieses entwickelte er weiter zum Konzept der Ökosozialen Marktwirtschaft, die Idee sollte mit der Gründung des Ökosozialen Forums weitergetrieben werden.
Josef Riegler sagt über sich selbst, dass er weniger ein Mensch ist, der sich empört, sondern vielmehr betroffen ist von den Entwicklungen, die er sieht und spürt. Er ist davon überzeugt, dass seine Enkelkinder eines Tages massive Schwierigkeiten haben werden, nämlich vor allem durch die von uns angehäuften Schuldenberge und die globalen Bedrohungen. Während seiner Zeit als Umweltlandesrat in der Steiermark, Mitte der 80er-Jahre, waren die Umweltprobleme noch konkreter. Das Problem beim Klimawandel ist das Fehlen ebendieses konkreten Bezuges – er ist nicht greifbar, nicht spürbar, sondern anonym. Daher ist es schwierig, eine aktive Bereitschaft zu erreichen, obwohl sich massive Existenzbedrohungen anbahnen.

Die Idee des „Global Marshall Plan für eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft“ ist folgende: Wenn wir eine friedliche Entwicklung wollen, müssen wir bereit sein, in faire Chancen für die andere Hälfte der Welt zu investieren. Wenn wir das nicht tun, so Riegler, wird es nicht nur zu großen Flüchtlingsströmen kommen, sondern auch zu massiven Gewaltausbrüchen. Darüber hinaus ist es die Grundaufgabe einer globalen Marktwirtschaft, darauf zu achten, dass Menschen am anderen Ende der Welt nicht ausgebeutet werden, die Natur nicht zugrunde gerichtet wird und dass es ein faires Miteinander auch in der Ökonomie gibt. Die Rettung der Welt kann nur aus der breiten Bewegung „von unten“ entstehen, betont Josef Riegler. Die Gestaltung des persönlichen Lebens hinsichtlich Ernährung, Wohnen, Mobilität und Energie ist dabei ausschlaggebend. Er betont, dass wir viele konkrete Möglichkeiten der Gestaltung haben und fordert, dieses Potential zu nutzen. Das historisch Neue daran ist, dass wir uns auf globaler Ebene absprechen und engagieren können und auch müssen.

Samstag, 17. Mai 2014