Diskussion mit Ushij Matzer

Ushij Matzer hat 1979 den ersten Bio-Laden in Graz eröffnet, der heute auch der am längsten bestehende Bio-Laden Österreichs ist. Ihr zweiter Laden, die „Kornwaage“, ist insofern eine Besonderheit, als er im Mitbesitz von 24 Produzenten ist. Weiters betreibt Familie Matzer die „Bio-Sphäre“ in Hartberg.

Ushij Matzer erklärt ihr persönliches Motiv zur Arbeit im Bereich des biologischen Handels wie folgt: zusammen mit ihrem Mann möchte sie einen Beitrag leisten, dass ihre vier Kinder in einer lebenswerten Welt leben können. Dabei räumt Matzer ein, dass die Umsetzung ihrer Ideen mit Schwierigkeiten und Widerstand konfrontiert waren, was wiederum zu einer gewissen Empörung geführt hat. Mit der Zeit legte sich dieses Gefühl, wenngleich sie ihre Aufgabe nach wie vor als einen „ewigen Kampf“ bezeichnet.
    
Ushij Matzer ortet ein Problem in der Politik, die mitunter gute Ideen nicht annimmt, wenn sie einer politischen Ideologie zugeordnet werden. Diskussionen werden dadurch massiv erschwert. Jenseits dessen sieht sie die Politik von Kapital abhängig und behauptet, dass es weltweit keine Regierung gibt, die nicht von den großen Konzernen akzeptiert wird. Falls ein solcher Konzern gegen eine Regierung ist, tut er aktiv etwas dagegen, zumal er hierfür das Kapital aufbringen kann. Wir können daher die Welt nur als Masse ändern – Matzer nennt die Zahl von 40% der Bevölkerung, die es braucht, um eine Wende herbeizuführen. Ihren Beitrag sieht sie darin, gesunde Lebensmittel unter die Menschen zu bringen, die der Entwicklung des Menschen förderlich und nicht schädlich sind.

Auf die Frage, wie sie sich die häufig konstatierte Politikverdrossenheit der Jugend erklärt, verweist Ushij Matzer auf die schwache Umsetzungsmöglichkeit neuer Ideen im Rahmen der Politik. Die Jugend geht andere Wege, sie engagiert sich und sie tut auch etwas, was jedoch nicht immer wahrgenommen wird. Wichtig ist es auch, dass nicht immer der Politik, die wir ja wählen, die Schuld zugeschoben wird. Besser wäre es, zusammenzuarbeiten, Gegensätze zu überbrücken und auf das Gemeinsame zu achten.

Samstag, 17. Mai 2014