Diskusion mit PETER HEINTEL

Peter Heintel ist emeritierter Professor für Philosophie und Gruppendynamik am Institut für Philosophie der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Er war von 1974 bis 1977 Rektor der Universität Klagenfurt, von 2003 bis 2005 Vorsitzender des Senats der Universität Klagenfurt und ist seit 2001 Mitglied des Institutes für Interventionsforschung und Kulturelle
Nachhaltigkeit.

Peter Heintel behauptet zu Beginn seines Diskussionsbeitrags, dass man in das Lebendige nicht gleich eingreifen kann wie in das Anorganische, da Lebendiges macht, was es will und es zu unvorhersehbaren Reaktionsformen kommen kann. Dabei verweist er auf die industrielle Produktion und stellt fest, dass die Natur keinen Preis hat.

Hinsichtlich Zeitverdichtung und Zeitbeschleunigung meint Heintel, dass beides ein typisch modernes Phänomen darstellt. Die Zeitverdichtung wiederum könnte mit einer Flucht vor imaginierter Ohnmacht und Ausweglosigkeit zusammenhängen. Erst als die Zukunft im 16./17. Jahrhundert entdeckt wurde, hat man diese Vorstellung der Zeit entwickelt: die Vorstellung einer Zukunft, welche nach vorne hin unendlich offen ist und die Möglichkeit birgt, alles hineinzupacken. Im Mittelalter dominierte das Konzept einer Teilung von Diesseits und Jenseits, wobei das Jenseits ewig dauert. Diese Offenheit der Zukunft macht gleichsam auch Angst, da der Mensch nicht weiß, was auf ihn zukommt. Im Zuge der menschlichen Selbstbemächtigung muss die Zukunft stets aufgefüllt werden. Wir wollen wissen, was auf uns zukommt, um es zu kontrollieren. Hinsichtlich der Obsoleszenz ortet Heintel einen anthropologischen Widerspruch zwischen Verschwenden und Sparen; beides tritt immer wieder auf. Dort, wo Dinge im Überfluss existieren, kann Verschwendung mit Befreiung gleichgesetzt werden.

Samstag, 17. Mai 2014