Zeitcafé: Wer umdenkt, lebt besser
Johannes Gutmann ist Biopionier und als innovativer Unternehmer Gründer der Firma SONNENTOR, die ausschließlich biologische Tee- und Kräuterprodukte herstellt. Seine ersten Bio-Vertragsbauern, die für ihn schon vor 25 Jahren Kräuter anbauten, halten SONNENTOR nach wie vor die Treue. Sie sind miteinander gewachsen.
Johannes Gutmann schildert Eindrücke seiner Reisen und nennt dabei das Problem des Plastikmülls. Er kritisiert die Überverpackung von Lebensmitteln und Konsumgütern im Allgemeinen. Ein Beispiel stammt aus Albanien, wo bis vor kurzem keine Infrastruktur zur Beseitigung von Müll existierte. Stattdessen wurden biologische wie künstliche (Plastik)Abfälle einfach vom Regen weggespült. Die Dominanz von Plastikverpackungen führt Gutmann auf Konzerne zurück. Nach dieser Erkenntnis kam der Beschluss, eine Veränderung einzuleiten. Gutmann fordert daher, selbst ein gutes Beispiel abzugeben, Vorbild für die Reduktion von Plastikmüll zu sein und Alternativen aufzuzeigen. Als Problem deklariert er weiters das fehlende Selbstbewusstsein eines Landes hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten und die damit einhergehende Übernahme westlicher Strukturen – so auch die für den Westen scheinbar typische Plastikverpackung. Der Zusammenbruch eines Systems ist die Folge eines Vertrauensentzugs: Das alte System ist nicht länger vertrauenswürdig und wird durch ein neues System ersetzt. Eine Methode zur Verbesserung des eigenen Systems ortet Gutmann im Dialog mit den KundInnen, um individuelle Bedürfnisse in Erfahrung zu bringen. Ein Hauptargument sieht er in der darin liegenden Wertschätzung des Individuums, welche in weiterer Folge Akzeptanz für die eigene Sache garantieren soll. Seine Devise lautet, aus Krisen und Veränderungen Chancen zu lukrieren, die nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch Wertschätzung und Wertschöpfung ermöglichen.
Sein eigenes Unternehmen startete Johannes Gutmann vor 26 Jahren im Waldviertel in Zusammenarbeit mit drei Bauern, die einen Absatz für ihre Kräuter suchten. Als Selbstständiger setzte Gutmann auf den Dialog mit KundInnen, um sein Angebot der (individuellen) Nachfrage anzupassen und so langfristig erfolgreich zu werden. Mittlerweile verfügt das österreichweit tätige Unternehmen über 225 Arbeitsplätze und rund 160 Bauern als Produzenten und Lieferanten. Weitere Aufgabengebiete waren der Online-Handel sowie neue Möglichkeiten für Wachstum und stetige Veränderungen der Marktverhältnisse zu finden. Darüber hinaus zielte Gutmann auf das Gemeinwohl statt Profitgier ab und investierte den Gewinn wiederum in sein Projekt. Dies schafft seiner Meinung nach die Möglichkeit, auch in ländlichen Regionen, in der Nische zu wachsen. In diesem Sinne appelliert er, die Chance solcher Nischen zu nutzen. Essentiell ist, Vertrauen zu schaffen. Die Einzigartigkeit des Produkts steht kennzeichnend für dessen Wert. Dabei fordert Gutmann die Produzenten auf, diesen Wert hervorzuheben und auch einen angemessenen Preis zu verlangen.
Freitag, 16. Mai 2014