Vortrag von MARIA PREM

Maria Prem ist pensionierte HS-Lehrerin in Pischelsdorf und Mitarbeiterin in der alternativen Gemeindepolitik. Seit 1995 ist sie auch Mitglied beim Verein SOL und beschäftigt sich mit den Themenschwerpunkten alternative, solidarische Wirtschaftsformen, Textilien und Nachhaltigkeit. Darüber hinaus ist sie Gründungsmitglied und Leiterin des Tauschkreises TNO (Talentenetz Oststeiermark).

Maria Prem schließt an den Vortrag von Sandra Krautwaschl an und plädiert ebenfalls für Freude an der Veränderung und am Tun. Diese Freude darf nicht verlorengehen, wenn einmal etwas schief läuft oder anders eintritt, als man sich das vorgestellt hat. Gleich verhält es sich beim Projekt Tauschkreis. Diese Tauschkreise gibt es auf der ganzen Welt. Dabei geht es darum, das etablierte Wirtschaftssystem zu hinterfragen und sich zu überlegen, wie man aussteigen kann oder was man zusätzlich erreichen kann. Eingedenk dessen spielt Kreativität eine wichtige Rolle, um alternative Wege zu finden und zu erschließen. Bei den Tauschkreisen spielt wirtschaftlicher Profit keine Rolle, die Objekte werden nicht gegen Bargeld eingetauscht, sondern durch andere Waren. Dabei ist es nicht einmal erforderlich, überhaupt etwas einzutauschen, da manche Waren gratis angeboten werden. „Man nimmt, was man brauchen kann, und gibt, was man selbst weitergeben möchte“, so die Devise.

Das Talentenetz Oststeiermark besteht aus elf Regionalgruppen; die Stammgruppe liegt im Haus der Frauen in St. Johann bei Herberstein, wo sich die Mitglieder jeden zweiten Mittwoch im Monat abends treffen. InteressentInnen können jederzeit vorbeikommen und für einen Beitrag von zwölf Euro Mitglieder werden, was einem Wert von etwa zwölf Talenten (Tauschwährung) entspricht. Wenn Dienstleistungen getauscht werden, wird dies in Zeit berechnet, wobei eine Stunde 10 Talenten entspricht. Jedes Mitglied hat eine Mitglieds- sowie eine Talente-Kontonummer. Der Tauschhandel wird schriftlich festgehalten und auf das Konto auf- oder abgebucht. Die Beliebtheit des Tausches führt Prem auf dessen alternativwirtschaftlichen Charakter und die Philosophie zurück, dass Lebenszeit getauscht wird. Zeit unterscheidet sich vom Geld insofern, als dass es keine Zinsen auf die „Währung“ Zeit gibt; ihr Wert bleibt immer gleich.

Prem führt weiters aus, dass dieses Projekt bereits vielen Leuten bekannt ist. InteressentInnen informieren sich oft über den Aspekt Steuer: „Bin ich als Mitglied ein Steuerflüchtling?“ „Was sagt der Staat dazu?“ „Wie sieht es mit der Gewerbeberechtigung aus – was darf ich tauschen?“ Diese und andere Fragen werden häufig gestellt. In puncto Steuer kalmiert Prem und erklärt, dass der Bereich, in dem sich dieses Projekt bewegt, steuerlich nicht relevant ist. Gewerberechtliche Probleme gab es darüber hinaus ebenfalls bis dato keine. Das Wichtige, so Prem, ist jedoch nicht das Tauschen, sondern vordergründig der soziale Aspekt.

Freitag, 16. Mai 2014