Designers in Residence, Praxisbeispiel - Verena Schöberl

Verena Schöberl ist in der ADA Möbel­fabrik in Anger im Bereich Betten-Entwicklung tätig. Ihre Hauptaufgabe ist das Design, in einer 3D-Umgebung modelliert sie virtuelle Prototypen der neuen Möbel. Erlernt hat sie ihr Handwerk an der HTL Mödling – Abteilung Innenraumgestaltung und Möbeldesign.

Frau Schöberl stellt zu Beginn ihres Beitrags die Geschichte der ADA Möbelwerke vor: Die kleine Seilerei der Familie Derler in Anger, die seit der Wende zum 20. Jahrhundert bestand, wurde 1930 von Sohn Alois Derler übernommen, der in den 50er Jahren in die Matratzenproduktion einstieg (der Name ADA leitet sich von „Alois Derler, Anger“ ab). 1970 übernahm dessen Sohn Oskar die Firma und machte sie zu einem der größten Polstermöbel- und Bettenhersteller im deutschsprachigen Raum. Heute beschäftigt das Unternehmen über 2.500 Mitarbeiter in Österreich, Ungarn und Rumänien und blickt auf eine lange Erfolgsgeschichte zurück. Im Stammwerk, der ADA Möbelfabrik in Anger, produziert man mit rund 500 Mitarbeitern Möbel der Marke „ADA Austria Premium“.
Auch früher schon, so Schöberl, stand der Name ADA für Qualität und Funktion; heute reicht das alleine nicht mehr, um den Erfolg des Unternehmens zu garantieren. Aus diesem Grund wird bei der Entwicklung der Möbel unter anderem viel Wert auf anspruchsvolles Design und innovative Ideen gelegt. Derzeit beschäftigt der Konzern zwei interne DesignerInnen. Darüber hinaus geht ADA auch kreativwirtschaftliche Kooperationen, unter anderem mit dem Kunstfestival KOMM.ST, ein.

Den Organisatoren des KOMM.ST-Festivals ist es ein Anliegen, neue Kunst an alte Orte zu bringen, erklärt Schöberl. Es findet seit 2011 jährlich in der Region Anger/Puch statt und zieht immer wieder regionale wie internationale KünstlerInnen an. Das Konzept, welches dem Festival zu Grunde liegt, sieht vor, dass man den KünstlerInnen „auf die Finger schauen“ kann. Diese schaffen ihre Kunstwerke während der zehntägigen Dauer der Veranstaltung. Dabei ist jeder eingeladen, in den offenen Ateliers zuzusehen. „Schließlich ist ein Kunstwerk immer nur das Ergebnis eines lang andauernden Prozesses.“

Schöberl ist davon überzeugt, dass eine Vernetzung zwischen Wirtschaft und Kreativität für beide Seiten sehr profitabel ist. Die Firma ADA hat sich aufgrund ihrer positiven Erfahrung hinsichtlich der Kooperation mit der Kreativwirtschaft mehrmals bereiterklärt, mit KünstlerInnen zusammen zu arbeiten. Im Zuge des KOMM.ST-Festivals 2012 stellte ADA den Anspruch, Kunst und Wirtschaft zusammenzubringen. Dabei sollte ein Design-Möbel entworfen werden, welches sich auch reproduzieren und somit nicht nur als Einzelstück verkaufen lässt. Aus diesem Grund entstand die Zusammenarbeit mit der international tätigen Künstlerin Ketna Patel, für die Multikulturalismus nicht nur Theorie, sondern gelebte Praxis ist. Die Künstlerin wurde in Ostafrika geboren, verbrachte 20 Jahre in Singapur und Indien und lebt derzeit in Großbritannien. Sie vereint Eindrücke und visuelle Eigenheiten der verschiedenen Erdteile in ihrer Kunst und bezeichnet sich selbst mit einem Augenzwinkern als „glücklich kulturell schizophren“. Dennoch sieht sie sich tief verwurzelt mit der asiatischen Kultur.

Ketna Patels Aufgabe in Kooperation mit ADA war es, eine Bildkomposition für ein Design-Boxspringbett zu schaffen. Die Motive sollten vor Ort, inspiriert durch die Eindrücke aus der Region, entstehen. Eine grobe Vorgabe zur Umsetzung des Projekts wurde gemeinsam mit den Projektverantwortlichen der Firma ADA getroffen. Schöberl hebt besonders die Offenheit der Künstlerin hervor, die sie im Laufe des Produktionsprozesses immer wieder bewiesen hat. Die Inspiration, welche die Künstlerin aus der Region schöpfte, schildert diese wie folgt: „Österreich ist ein Land mit sehr weitreichender Geschichte. Ich glaube, dass ‚seine Geschichte‘ niemals stirbt; all unsere unausgesprochenen und ausgesprochenen Worte bilden eine Art von ‚gefrorener Musik‘, welche in unsere Erinnerungen, Lieder, Geschichten, Bilder und sogar in unsere Architektur eingebettet ist.“

Donnerstag, 27. November 2014

 

 

Die zweitägige Veranstaltung "Kreativität braucht das Land!" wird im Rahmen des EU-Projektes „CREATIVE - Kreative Wertschöpfungskette“ umgesetzt und gefördert:

ETZ Förderung