Leerstände als Zwischenlösungen, Oliver Hasemann
Oliver Hasemann ist Mitbegründer der „ZwischenZeitZentrale“ Bremen, einer Agentur für die Neunutzung von leer stehenden Gebäuden in der Stadt Bremen.
Oliver Hasemann erklärt das Konzept der „ZwischenZeitZentrale“, welches vor fünf Jahren von der Stadt Bremen ausgeschrieben und im Rahmen einer Pilotprojektförderung vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gefördert wurde: Leer stehende Gebäude sollen teilweise zweckentfremdet neu genutzt werden. Die Zwischennutzung ist zeitlich begrenzt und soll dem Problem des Leerstands entgegenwirken. Der Erfolg des Projekts veranlasste die Stadt Bremen, es ab 2012 komplett selbst zu finanzieren. Das Projekt sieht regelmäßige Treffen zwischen den Initiatoren und den PartnerInnen aus der Stadtverwaltung vor, anlässlich derer Wünsche und Ideen besprochen werden. Dabei werden Pläne für die Stadtentwicklung und -nutzung entwickelt, die sich auf den gesamten Bremer Raum ausdehnen. Außerdem gibt es einen Beirat mit Vertretern aus Institutionen, die in den betreffenden Feldern tätig sind. Auch die EigentümerInnen der Liegenschaften sind integriert. Die dem Projekt zugrundeliegende Philosophie ist, dass die Potentiale, die in leer stehenden Gebäuden stecken, einer neuen Nutzung von InteressentInnen zugeführt werden, die auf der Suche nach Räumen sind.
Hasemann nennt als Beispiel ein ehemals leer stehendes Geschäftslokal, aus dem die Beteiligten der „ZwischenZeitZentrale“ einen Laden geschaffen haben, der selbstgemachte Gegenstände zum Kauf anbietet, zum Beispiel selbst produzierte Textilien. Mit Hilfe von Begleitveranstaltungen konnte auf das Geschäft und seine Idee aufmerksam gemacht werden. Nach der einjährigen Zwischennutzung konnte der Laden privat zu günstigen Konditionen weitergeführt werden; heute ist er ein regulärer Betrieb und fix im Stadtteil integriert.
Ziel ist es nicht nur, ungenutzte Geschäftsflächen wieder nutzbar zu machen, sondern auch ganze Areale und Stadtteile zu revitalisieren. Dabei betont Hasemann, dass eine möglichst große Bandbreite an Angeboten wünschenswert ist. Neben Kunst- und Kulturbetrieben wie Ateliers oder Fotostudios reihen sich gewöhnliche Büros oder handwerkliche und Gastronomie-Betriebe. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Nutzung von weniger angesehenen Stadtteilen, die von einer Revitalisierung am meisten profitieren. Dabei wird durch die Stadt ein rechtlicher Rahmen festgelegt: Eine Zwischennutzung ist nur für die Dauer eines Jahres vorgesehen, solange die Nutzung kostenneutral umgesetzt wird. Danach muss die vorübergehende Zwischennutzung in eine reguläre Nutzung übergehen.
Der kreative Charakter des Projekts wird an einem Beispiel konkret, wo ein leer stehendes Industriegebäude wieder nutzbar gemacht werden sollte. Die Idee war, die alten Gebäude und Räumlichkeiten auf kreative Weise neu zu nutzen. Der Versuch der Revitalisierung war von Erfolg gekrönt und wurde vor allem künstlerisch in Szene gesetzt beziehungsweise genutzt. Zusätzlich haben sich auch Leute dafür interessiert, ihr Büro vorübergehend aus der Bremer Innenstadt in das Industrieareal zu verlagern. Als großer Vorteil erwies sich dabei die enge Zusammenarbeit mit der städtischen Verwaltung, die Kompromisse hinsichtlich der zweckentfremdeten Nutzung des Komplexes eingegangen ist.
Hinsichtlich der Umsetzung des Konzepts zur Zwischennutzung leer stehender Liegenschaften räumt Hasemann ein, dass dies vor allem im urbanen Umfeld funktioniert. Nichtsdestotrotz ist die Umsetzung der Idee auch im ländlichen Bereich vorstellbar; wichtig ist dabei, sich auf die Bedürfnisse potentieller NutzerInnen einzustellen.
Donnerstag, 27. November 2014
Die zweitägige Veranstaltung "Kreativität braucht das Land!" wird im Rahmen des EU-Projektes „CREATIVE - Kreative Wertschöpfungskette“ umgesetzt und gefördert: