DIE ENTDECKUNG DER ZEIT UND DIE INITIATIVE FÜR NEUE ZEITKULTUR
Die Initiative der Lokalen Aktionsgruppe Oststeirisches Kernland versteht sich als Aufruf zu einem neuen Umgang mit unseren Zeit- und Umweltressourcen. Daher werden Projekte unterstützt, die in den drei Strategiebereichen Ökologie, Kreativwirtschaft und Kultur die Zukunftspotenziale der Region zeigen. Die EU-geförderten Projekte erzählen beispielhafte Geschichten einer Neuen Zeitkultur.
Es geht um den Erhalt der Kulturlandschaft der Streuobstwiesen: es hat einen Wert, etwas langsam wachsen zu lassen. Es geht um die Chancen kreativer Handwerksberufe. Entwurf und Gestaltung müssen Teil der handwerklichen Praxis bleiben: es hat einen Wert, Zeit für Kreativität aufzuwenden. Es geht um das Hinterfragen unserer Traditionen: es hat einen Wert, mit Kunstschaffenden und Wissenschaftlern über die Herausforderungen unserer Zeit zu diskutieren.
Zeitkultur in der Oststeiermark: Die Region ist für dieses Thema besonders geeignet. Seminarhotels fördern die „Zeit für S’ICH“, in den Thermen findet man „Zeit zu leben“, eine Bezirksstadt nennt sich „Cittàslow“ und Kulturinitiativen beschäftigen sich mit Dromologie. Zeitkultur meint aber nicht nur Entschleunigung als etwa touristische Vermarktungsdimension.
Kreativwirtschaft im ländlichen Raum: Es geht um die Entwicklung eines kreativen Milieus. Die bekannten 3 T’s des Kultursoziologen Richard Florida spielen hier eine Rolle: die Förderung von Talent, Toleranz und Technologie.
Soziale Ökologie: In der Region werden darunter Vorhaben zusammengefasst, die sich mit ökologischen Produktionsweisen, dem Strukturwandel der Landwirtschaft und dem Einsatz erneuerbarer Energien, also den gesellschaftlichen Naturverhältnissen beschäftigen.
Die Initiative für Neue Zeitkultur ist somit einerseits der Versuch der Positionierung einer Region als Kommunikationsraum ohne strikte Grenzziehung: Identitätsbildung nicht durch Abgrenzung, sondern durch Öffnung nach der Frage: Was verbindet uns mit anderen Regionen?
Andererseits ist es ein Appell zu Eigeninitiative, Selbstverantwortung und Zeitsouveränität. Die Zukunft soll jenen gehören, die sich empören und engagieren, also - im Sinne der „human condition“ der Philosophin Hannah Arendt - politisch handeln.
Josef Singer & Wolfgang Berger
www.zeitkultur.at