Zeit und Ökologie

Julia Fandler ist Betreiberin einer Ölmühle mit Tradition in nachhaltigem Wirtschaften.

Julia Fandler deklariert ihr Unternehmen als einen „gemütlichen Betrieb“. Dies führt sie darauf zurück, dass ihr Unternehmen beim Pressen der Kerne viel mehr Zeit aufwendet, als etwa in der Industrie. Als Unternehmerin nimmt sie sich die Zeit, Produkte so zu machen, dass sie etwas Besonderes sind; in einem Familienbetrieb ist dies möglich, so Fandler. Dabei darf auch die Zeit, die sie für sich selbst benötigt, nicht zu kurz kommen. Aus diesem Grund hat sie sich einen Hund zugelegt, um die gemeinsamen Spaziergänge auch für sich zu nutzen. Hinsichtlich ihres eigenen Zeitmanagements ist es für Fandler ebenfalls wichtig, dass alles in einer gewissen Langsamkeit passiert, damit sie sich selbst entwickeln kann.

Das Unternehmen wächst langsam, daher können auch die MitarbeiterInnen mitwachsen. Vieles geschieht durch Intuition – Bücher über Management hat Fandler nie gerne gelesen. Dennoch stellt sich die Frage, was effizient und effektiv ist oder ob sie das Richtige macht. Dabei betont sie, dass man für sich selbst entscheiden muss, welche eigenen Stärken man  hat und und was Spaß macht. Erst dann würde die eigene Zeit sinnvoll investiert. Wichtig ist jedoch auch, dass es nicht nur darum geht, sich von Regeln antreiben zu lassen, die von Leuten aufgestellt wurden, die damit das große Geld gemacht haben. Vielmehr geht es laut Fandler darum, dass wir ein sinnvolles Leben führen können.

In Bezug auf das eigene Unternehmen stellt der betriebsinterne Slogan „der Tropfen der Vollkommenheit“ einen sehr hohen Anspruch, auch in puncto Zeit. Bei den Rohstoffen wird beispielsweise darauf geachtet, wie sie gewachsen sind. Essentiell ist, dass der Rohstoff Zeit zum Reifen hatte – selbstverständlich in einem natürlichen Umfeld. Fandler will stets frisches Öl anbieten; dabei braucht jeder Schritt seine Zeit. Vor dem Verkauf bleibt  das Öl ein wenig stehen, wie das auch beim Wein geschieht. In dieser Zeit reift das Öl auf natürliche Weise und erlangt eine eigene Vollkommenheit. Diese Philosophie wendet Fandler auch auf andere Ebenen an, so beispielsweise bei ihren MitarbeiterInnen: „Nur wenn es meinen MitarbeiterInnen gut geht, geht es auch mir gut.“

Freitag, 06. Mai 2011