Diskussion mit FRANZ MEISSL

Franz Meißl ist Koch und kulinarischer Freigeist in Rohr bei Hartberg.

Franz Meißl blickt als Koch auf das Thema Essen und Ernährung. Er kritisiert dabei die katastrophalen Zustände in der stressgeplagten Haubengastronomie, wo für Essen kaum Zeit bleibt. Oft sind auch zehn bis zwölf Stunden Arbeit pro Tag nicht selten. Danach erkennt man, dass man wenig bis gar nichts gegessen hat. Für Meißl war dies ein Grund, der Gastronomie ein wenig den Rücken zu kehren; er sah darin einen Widerspruch: „Man arbeitet mit den besten Produkten und versucht das Beste herauszuholen, hat aber für sich selbst nichts davon.“ Daher fasste er den Entschluss, in die andere Richtung zu gehen. Dabei erlebte er einen sehr spannenden Prozess beim Kochen mit Kindern. Erst im Alter von 23 Jahren, als er die Spitzengastronomie verlassen hatte, hat Meißl gemerkt, dass etwas nicht stimmt: Es wurde wahnsinnig schnell gegessen und sofort weitergearbeitet. Gemeinsam mit Kindern hat er die Idee „coolinar(r)isch“ entwickelt. Interessant gestaltete sich die Tatsache, dass Kinder experimentierfreudig sind: „Wenn man mit ihnen kocht, dann probieren sie auch Sachen, die sie vorher nicht gemocht haben“, stellt Meißl fest.
    
Zusätzlich ist auch der Aspekt Design nicht unwichtig. Bei der heutigen Fülle an verschiedensten Produkten entscheidet oft das Design, zu welchem Produkt die KonsumentInnen greifen. Langfristig entscheidet jedoch der Geschmack, ob ein Produkt wieder gekauft wird. Allgemeine Richtlinien zur Änderung des Konsumverhaltens funktionieren laut Meißl jedoch nicht: „Wir sind Individuen: Im Prinzip muss sich jeder selbst zurechtfinden, der Körper ist ohnehin eine be­eindruckende Biomaschine, die sich uns mitteilt“, erklärt er.

Samstag, 07. Mai 2011