Diskusion mit Gabriele Sorgo

Gabriele Sorgo ist Privatdozentin für Kulturgeschichte am Institut für Geschichte der Universität Wien, seit 2009 Senior Lecturer am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Graz und Mitglied des Doktoratsbeirats des DoktorandInnen­kollegs Lifelong Learning der Universität Klagenfurt. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Konsumanthropologie, Rituale des Konsumierens, Bildung und Gabenökonomien sowie Körpergeschichte.

Gabriele Sorgo kritisiert das derzeitige Wirtschaftssystem und stuft es als nicht nachhaltig ein. Wichtig wäre es ihrer Meinung nach, ebendieses System im Sinne der Nachhaltigkeit und des Gemeinwohls zu verändern; diesbezüglich sieht sie die Politik gefordert. Hinsichtlich Verschwendung ortet Sorgo einen Nutzen: Anthropologisch interessant ist, dass bis zur Entstehung der modernen Gesellschaft die Verschwendung einen Nutzen hatte. Sie wurde für Selbstrepräsentation benutzt, beispielsweise beim Adel, oder aber zu kultischen Anlässen. Wegwerfen ist nicht wirklich Verschwendung, da dies keinen Spaß macht, so Sorgo. Wegwerfen ist fürderhin viel schlimmer als Verschwendung, nämlich sinnlose Entwertung. Gegenwärtig ist ebendiese Entwertung voll im Gange – sie hat die nützliche Verschwendung verdrängt. Wir arbeiten an der Befreiung von Dingen, jedoch ohne dadurch eine Stütze zu erhalten.
    
In puncto Ethik versteht Gabriele Sorgo die Fundamente ethischer Ökonomie angegriffen. Die Menschen hatten in früherer Zeit mehr Skrupel, Nahrungsmittel wegzuwerfen. Dies änderte sich spätestens in den 1970er Jahren, als sich die Konsum- und Wegwerfgesellschaft allmählich herauszubilden begann. Die Abfallwirtschaft ging dabei mit dem Verschwinden der Ethik einher.

Samstag, 17. Mai 2014