Erfolgsfaktoren für Kooperationen von Unternehmen mit Designagenturen, Markus Kretschmer

Markus Kretschmer ist Professor für Produktdesign und Designmanagement an der Fachhochschule Wels.

Markus Kretschmer beleuchtet die Faktoren einer erfolgreichen Kooperation zwischen DesignerInnen und UnternehmerInnen in Hinblick auf drei Bereiche. Erstens bringt er seine eigene Erfahrung im Bereich der Designarbeit mit und hat somit einen persönlichen Zugang zu Design, zweitens wendet er einen alltäglichen Blick auf die Abläufe und Designprozesse. Daraus resultiert ein enormes Erfahrungswissen, betont Kretschmer. Die dritte Sichtweise kommt aus dem Bereich der wissenschaftlichen Forschung.

Der große Vorteil von kooperativen Prozessen ist deren Potential, nicht nur einzelne Designs, Produkte oder Labels zu schaffen, sondern eine regelrechte Produktkultur – vor allem in Bezug auf die großen Designlabels der heutigen Zeit. Aus der Kooperation zwischen Design und Unternehmertum entsteht ein dauerhafter Mehrwert. Es geht nicht nur um die Gestaltung eines Einzelprodukts, sondern vielmehr um die Frage, was Design für das gesamte Unternehmen und die KundInnen bewirken kann. Wichtig ist, die Vision, die Strategie eines Unternehmens zu analysieren – wo will ich hin und mit welchen Mitteln? Auf dem Weg zum Ziel, so Kretschmer, ist es unabdinglich, die einzelnen Verantwortlichkeiten zu klären; nur so kann Kooperation erfolgreich funktionieren.

Doch was bedeutet eigentlich Kooperation? Kooperation ist laut Kretschmer eine bewusste Zusammenarbeit und ein gemeinsamer Ressourceneinsatz der PartnerInnen. Diese müssen eine klare Arbeitsteilung vor Augen haben – die PartnerInnen leisten unterschiedliche Beiträge. Hierbei liegt der Schlüssel des Erfolgs in einer soliden Koordination und Organisation der Zusammenarbeit. Das Sachziel ist das Ergebnis, auf das alle KooperationspartnerInnen hinarbeiten und welches der oder die Einzelne alleine nicht erreichen könnte. Aus dem erreichten Ziel ziehen dann alle Beteiligten einen individuellen Nutzen. Das Gegenteil von Kooperation ist für Markus Kretschmer die schlechte Kooperation. Er plädiert mit Nachdruck dafür, Verständnis und Wertschätzung dem kreativen Partner, den Designschaffenden entgegenzubringen. Diese Wertschätzung muss auf beiden Seiten vorhanden sein, um eine solide, fruchtbringende Kooperation aufzubauen.

Dies führt zum Bereich des Innovationsprozesses, der den Weg von der Idee zum fertigen Produkt kennzeichnet. Besonders am Anfang des Innovationsprozesses herrschen oft viel Unsicherheit und Unordnung vor. Ein hohes Risiko besteht hinsichtlich der Richtungsentscheidung – wo will ich hin? Hierbei ist ein hohes Maß an Kreativität erforderlich, um den Innovationsprozess erfolgreich voranbringen zu können, so Kretschmer. Die Erfolgsfaktoren von Kooperation sind zahlreich. Dabei spielt jedoch die fachliche Kompetenz weniger eine Rolle als vielmehr der „richtige“ Partner, mit dem man kooperiert. Kommunikationsqualität und die Vertrautheit mit dem Unternehmen stellen weitere wichtige Faktoren für den Erfolg einer Zusammenarbeit dar.

Kretschmer präsentiert eine Studie, die auf Basis von Interviews die entscheidenden Erfolgsfaktoren sowohl aus Sicht der Unternehmen als auch der Designagenturen herausgearbeitet hat. UnternehmerInnen legen den meisten Wert auf die Beziehung zwischen den handelnden Personen sowie auf Planung und Projektleitung. Ihnen ist der Studie zufolge ein intensiver Kontakt am Projektbeginn ein Anliegen. Für die DesignerInnen ist der Stellenwert von Design im Unternehmen ein sensibles Thema, die Wertschätzung gegenüber kreativen Schaffens unabdinglich. Darüber hinaus spielen für sie die menschliche Ebene und eine intensive Kooperation vor allem zu Beginn des Projekts eine tragende Rolle. Daraus konkludiert Kretschmer, dass der Erfolg von kooperativen Prozessen primär von der Beziehung zwischen den handelnden Personen abhängt. Eine intensive und gemeinsame Planung und Projektleitung unterstützten den Innovationsprozess, der vor allem am Anfang intensiven Kontakt zwischen den PartnerInnen erfordert. Zusätzlich stellt ein respektabler Stellenwert von Design im Unternehmen einen unabdinglichen Erfolgsfaktor dar.

Abschließend präsentiert Kretschmer seine Empfehlung für Unternehmen, wie Innovationsprozesse kooperativ erfolgreich gestaltet werden können. In erster Linie muss eine Übereinkunft über Vision, Strategie, Aufgabe, Verantwortlichkeit und das Ziel des Projekts erzielt werden. Die Managementkompetenz der im Kooperationsprojekt handelnden Personen sollte idealerweise gestärkt werden. Darüber hinaus plädiert er für die Involvierung der DesignerInnen bereits am Beginn des Innovationsprozesses sowie eine Intensivierung des Kontakts. Der Aufbau von persönlichen Beziehungen zwischen den PartnerInnen ist dem Prozess ebenso zuträglich wie die Wertschätzung der Design-PartnerInnen als gleichwertige AkteurInnen und nicht als „Zulieferer“, betont Kretschmer.

Donnerstag, 27. November 2014

 

 

Die zweitägige Veranstaltung "Kreativität braucht das Land!" wird im Rahmen des EU-Projektes „CREATIVE - Kreative Wertschöpfungskette“ umgesetzt und gefördert:

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