Präsentation von Leerständen

Karl Amtmann ist seit vielen Jahren Leiter der Baubezirksleitung Oststeiermark, bekannter Experte für Revitalisierung und Neunutzung historischer Gebäude und engagiert sich in großem Maße für nachhaltige Baukultur.

Karl Amtmann legt das Hauptaugenmerk seines Beitrags einerseits auf zentrale Orte und andererseits auf den ländlichen Raum. Leerstandsprobleme gibt es seiner Ansicht nach vor allem auch in Zentrumsgebieten, so etwa in Hartberg, Fürstenfeld, Weiz, Pöllau u.a. An diesen Standorten verringert sich die Kaufkraft bei einer gleichzeitigen Verlagerung des Konsumgeschehens an den Stadtrand oder an umliegende kleinere Gemeinden, also außerhalb der Stadt. Just darin ortet Amtmann das Hauptproblem: Der Leerstand im Stadtzentrum verursacht eine Schwächung der Zentrumsfunktion. Erschwerend kommen die Landflucht, Geburtenrückgänge oder die Überalterung hinzu, was wiederum die allgemeine Attraktivität sowie das kulturelle Angebot der einzelnen Standorte mindert. Dies ist vor allem auch im ländlichen Gebiet ein weitläufiges Phänomen, dem sich ein Funktionsverlust der Dörfer anschließt.

Hinsichtlich ihres Images wird die Oststeiermark gerne als pittoreske, heimelige Landschaft und als Oase der Ruhe dargestellt. Das Thermenland wird als romantische Gegend vermarktet; tatsächlich sind Leerstandsprobleme und Abwanderung auch Teil der Oststeiermark, selbst wenn diese nicht in der offiziellen Vermarktung auftauchen, uns jedoch täglich begegnen, betont Amtmann.
Doch genau im ländlichen Gebiet ortet er großes Potential in der Nutzung von leer stehenden Liegenschaften und Geschäftslokalen. Vor allem in den Bereichen Hotellerie und Gastronomie sind Revitalisierungen relativ einfach umsetzbar. Dies würde weiters auch das gesamte Ortsbild aufwerten und somit einen zusätzlichen positiven Aspekt darstellen. Gleichzeitig räumt Amtmann ein, dass eine dauerhafte Nutzung von Leerständen nicht in jedem Fall möglich ist. Nichtsdestotrotz macht auch eine vorübergehende Nutzung – mitunter zweckentfremdet – Sinn und leistet einen Beitrag zur Aufwertung eines Standortes.

Karl Amtmann kritisiert, dass die ungenutzten Leerstände die umliegende Gegend beeinträchtigen und ästhetisch abwerten. Dies ist für eine Tourismusregion, wie sie die Oststeiermark darstellt, kontraproduktiv. Jedoch räumt er ein, dass sich die Lösungsfindung schwierig gestaltet – eine Patentlösung gibt es nicht. Erschwert werden potentielle Revitalisierungsversuche durch die zahlreichen Aufgaben auf diversen Ebenen. Nichtsdestotrotz wird bereits von einigen Städten versucht, neue Gewerbetreibende von der Peripherie in das Stadtzentrum zu holen, um dieses wieder attraktiver zu machen. Hierin liegt einen Ansatz, der ausgebaut werden sollte. Gleichzeitig plädiert Amtmann dafür, das eigene Konsumverhalten zu ändern: Weg von den großen Shoppingzentren hin zu den kleinen Gewerbetreibenden im ländlichen Raum beziehungsweise in der Innenstadt. Für die Entwicklung einer Region sind Faktoren wie Tourismus, Arbeitsplätze, eine zukunftsfähige Altersstruktur sowie die Lebensqualität der BewohnerInnen essentiell. Neben dem eigenen Konsumverhalten sowie dem Entgegensteuern durch die lokale Politik sieht Amtmann auch Lösungsansatze in der Raumplanung, um einzelne Standorte zu stärken.

Donnerstag, 27. November 2014

 

 

Die zweitägige Veranstaltung "Kreativität braucht das Land!" wird im Rahmen des EU-Projektes „CREATIVE - Kreative Wertschöpfungskette“ umgesetzt und gefördert:

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