Touristische Nutzung von Leerständen, Christoph Weidinger

Christoph Weidinger ist Mitglied des Teams von Pixelhotel Oberösterreich. Die Gruppe beschäftigt sich mit einer neuen Form des touristischen Angebots, indem brachliegende Flächen und Gebäude aufspürt werden, um sie Übernachtungsgästen zugänglich zu machen.

Christoph Weidinger erklärt die Zusammensetzung des Teams von Pixelhotel Oberösterreich: Es ist dies ein Zusammenschluss von Architekturschaffenden, die sich zusammengefunden haben, um städtebauliche Themen zu diskutieren. Konkret betraf dies auch die Stadt Linz, wo das Thema Leerstand präsent war und vom Team aufgegriffen wurde. Dabei ging man den Fragen nach, wodurch Leerstände entstehen und wie sie verhindert werden können. Das Linzer Kulturjahr 2009 war besonders fruchtbringend für den Diskurs, zumal Unterkünfte für die zahlreichen Gäste gefunden werden mussten. Eine Lösung war schnell in Form eines dezentralen Hotels gefunden, wodurch die Themen Leerstand und Tourismus verbunden wurden. Um das Projekt möglichst effizient umsetzen zu können, bedurfte es zahlreicher Gespräche mit Gastronomen und Hotelleriebetrieben. Außerdem mussten die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um ein solches Kulturprojekt zu initiieren. Das Projekt wurde also nicht nur von ArchitektInnen, sondern auch von Gastronomiefachleuten und Hoteliers betreut. Im Zeitraum 2007 bis 2008 wurde an zwei Standorten ein Probebetrieb durchgeführt, ehe 2009 regulär eröffnet wurde. Aufgrund des großen Erfolgs konnte das Hotel mit einem lokalen Betrieb weitergeführt werden.
Schlussendlich kam die Überlegung auf, das Konzept auch außerhalb der Stadt Linz weiterzuentwickeln und mit Partnern weiterzuführen. Das „Donaupixel“-Hotel ist eine solche Weiterentwicklung der ursprünglichen Idee. Interessant gestaltete sich laut Weidinger auch das unterschiedliche Design der verschiedenen Orte, die für die Umsetzung des Projekts in Frage gekommen sind. Die konkrete Umsetzung der Ideen sowie die Ausstattung wurden dabei von den Standorten vorgegeben. Das Team versuchte, die Geschichte des Ortes fortzuschreiben und sich gleichsam neue Geschichten auszudenken. Ferner ist es den Beteiligten wichtig, das Umfeld einzubinden und die lokalen Angebote zu nutzen. Dieser Idee folgt das Konzept des „Frühstücks im Café ums Eck“. Auch sollen Wellness- und Freizeitangebote der Umgebung genutzt werden. Zusätzlich setzte das Architektenkollektiv auch kürzere Projekte um, wie zum Beispiel eine Galerie, die für ein Jahr zwischengenutzt wurde und als Herberge für Gäste diente.
Weidinger räumt auch ein, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen und Nutzungsbestimmungen diverser freistehenden Flächen oft zum Problem bei der Umsetzung neuer Ideen für die zweckentfremdete Nutzung werden können. Als Beispiel nennt er ein Industrieviertel der VOEST, dem eine Industriewidmung zugrundelag, wodurch ein Kunstgriff nötig war, um Beherbergungsräumlichkeiten für Gäste zu installieren.

Der erste externe Standort des Projekts befindet sich im Stadtturm von Enns. In Zusammenarbeit mit den TouristikerInnen vor Ort konnte eine Wirtschaftsinitiative ins Leben gerufen werden. Anlässlich der 800-Jahr-Feier im Jahr 2013 wurde ein Zimmer in der ehemaligen Glöcknerstube im Stadtturm eingerichtet. Ziel war es, keinen alltäglichen Ort zu wählen, sondern einen Ort mit Erlebniswert. Dieses Einzelprojekt war gleichzeitig auch das erste, dem die Pixelhotels als Franchise-Unternehmen übergeordnet waren; die konkrete Planung und Umsetzung des Projekts wurde von Christoph Weidinger und seinem Team begleitet und unterstützt, nicht jedoch komplett selbst in die Hand genommen, sondern lokalen Betrieben und Personen überantwortet.

Eine Weiterentwicklung der ursprünglichen Idee wurde in Kooperation mit der Werbegemeinschaft Donau ausgearbeitet: „Pixelhotel entlang der Donau“. Dabei wurden an die 30 unterschiedliche Standorte begutachtet sowie eine Zusammenarbeit mit lokalen Entscheidungsträgern angeregt. Mit einer Spitzenauslastung von 90% war das Projekt ein voller Erfolg, der hinsichtlich seines innovativen Hotelkonzepts international ausgezeichnet wurde.

Donnerstag, 27. November 2014

 

 

Die zweitägige Veranstaltung "Kreativität braucht das Land!" wird im Rahmen des EU-Projektes „CREATIVE - Kreative Wertschöpfungskette“ umgesetzt und gefördert:

ETZ Förderung